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Einblicke in die „Sammlung deutscher botanischer Zeitschriften“
Spuren bedeutender Botaniker
Gebrauchsspuren der Vorbesitzer von Zeitschriften, manchmal von wichtigen Wissenschaftlern, werden durch Digitalisierungen ebenso verfügbar gemacht, wie die Inhalte der Publikationen. Auch bei den Botanischen Zeitschriften gibt es einiges zu entdecken.
Besonders die Publikationen der Pflanzentauschringe wurden von ihren Besitzern handschriftlich bearbeitet, da sie gleichzeitig als Bestelllisten fungierten. In der „Offertenliste des Thüringischen Botanischen Tauschvereins“ sowie im „Doubletten-Verzeichnis des Berliner Botanischen Tauschvereins“ hat der bedeutende Botaniker Joseph Bornmüller (1862-1948) seine Spuren hinterlassen. Bornmüller war Teilnehmer vieler Expeditionen in Asien; der International Plant Names Index verzeichnet 1857 Einträge mit seinem Autorenkürzel „Bornm.“, was die hohe Anzahl der von ihm neu beschriebenen Arten verdeutlicht.
Lit.: Wagenitz, Gerhard: Willdenowia 2 (1960): 343-360 (JSTOR)
Rosen
Mit "Nestel’s Rosengarten" begründete der Kunst- und Handelsgärtner Heinrich Nestel 1866 eine der ersten Rosenzeitschriften, die dazu beitrug die Beschäftigung mit diesen Pflanzen populär zu machen.
Nestel besaß eine Rosen- und Obstgärtnerei in Stuttgart. Seine Themen waren Hinweise zur Kultur der Rosen und zur Anlage von Rosarien, Berichte über Ausstellungen, aber auch Poetisches. Rosenabbildungen, größtenteils von Anna Peters (1843-1926), einer bekannten Blumenmalerin gemalt, waren der Blickfang der Zeitschrift und zeigten besondere Rosensorten aus der Gärtnerei von Nestel.
Die Zeitschrift erschien nur von 1866-1869 und wurde durch die – im Rahmen unseres Projekts ebenfalls digitalisierte – Zeitschrift „Illustrirter Rosengarten“ für wenige Jahre fortgesetzt.
Lit.: Sabine Kübler: „Nestel’s Rosengarten“ Eine Zeitschrift als Zeugnis des deutschen Rosenanbaus ab 1866.- In: Rosenwelten, Baden-Baden 2008
Carl Mez (1866-1944)
… war ein deutscher Botaniker, der 1200 Arten neu beschrieben und umfangreiche Pflanzenfamilien wie die Bromeliaceae, Myrsinaceae, Gramineae und Lauraceae bearbeitet hat. In späteren taxonomischen Arbeiten setzte Mez serologische Methoden ein, um Proteine als biochemische Marker für die Erstellung eines Stammbaums der Pflanzen zu nutzen.
Mez stammte aus Freiburg und wurde bereits früh Mitglied des „Botanischen Vereins für den Kreis Freiburg und das Land Baden“. Schon als 17-jähriger Schüler verfasste er seinen ersten Beitrag für die Vereinszeitschrift, auch diese Arbeit wurde, wie viele seiner Arbeiten, hier digitalisiert:
Lit.: Butzin, Friedhelm: Willdenowia 4 (1968): 401-417 (JSTOR)
Erstbeschreibungen von Arten - zum Beispiel aus Brasilien
Die „Zapfenblüthige Stachelähre“, wie die beschriebene Pflanze Acanthostachys strobilacea von den Autoren bezeichnet wird, ist ein immergrünes Bromeliengewächs, eine Verwandte der Ananas, mit gelben Blüten. Die Pflanze kommt aus Brasilien, ist heute in vielen botanischen Gärten in Kultur und kann aber auch als Zimmerpflanze gehalten werden.
In den Bänden von „Icones plantarum rariorum Horti Regii Botanici Berolinensis“ (Berlin: 1841 – 1844) finden sich zahlreiche farbige Abbildungen und Artbeschreibungen. Das Werk wurde vom Direktor der königlich botanischen Institute H. F. Link, dem Kustos des königlichen Herbariums Fr. Klotzsch und dem Inspektor des königlich botanischen Gartens F. Otto herausgegeben. Die Nachfolgeinstitution dieser Einrichtungen heißt heute Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem (BGBM) und ist Projektpartner im Digitalisierungsprojekt. Das gedruckte Original stammt aus dem von der UB Frankfurt erworbenen Bestand der Herrenhäuser Gartenbibliothek.
Wilhelm Pfeffer (1845-1920)
… war gemeinsam mit Julius Sachs einer der Begründer der Pflanzenphysiologie und hat zahlreiche wegweisende Experimente durchgeführt. Er beschäftigte sich mit Themen der Stoffwechsel- und Zellphysiologie, u.a. mit Osmose, der Reizbarkeit von Pflanzen und der Photosynthese.
In dem Artikel „Die Wirkung farbigen Lichtes…“ stellt er nach einer ausführlichen Zusammenfassung der Erkenntnisse anderer Autoren seine Ergebnisse über die Auswirkung von Licht verschiedener Spektralfarben auf die Photosynthese von Pflanzen vor. Mit Arbeiten zu diesem Thema habilitierte er sich 1871 in Marburg.
In den „Arbeiten des Botanischen Instituts in Würzburg“, die von Julius Sachs herausgegeben wurden, veröffentlichten weitere wichtige Botaniker wie Hugo de Vries und Karl Prantl.
Lit.: Pfeffer, Wilhelm Friedrich Philipp (Deutsche Biographie)
Erstbeschreibungen von Arten – auch von Tieren
Der Zoologe Günther Enderlein (1872-1968) gibt in einem Artikel, der im „Bericht des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins“ 1905 erschienen ist, eine erste kurze Beschreibung des Insekts Conwentzia pineticola ab, die bis heute als die Erstbeschreibung gilt.
Viele der naturforschenden Gesellschaften befassten sich nicht nur mit der Botanik, sondern beschäftigten sich auch mit der Zoologie, wie der 1878 in Danzig gegründete Westpreußische Botanisch-Zoologische Verein.
Enderlein entdeckte das zu den Netzflüglern gehörende Insekt bei einer Forschungsreise an der Ostseeküste, die von der Gesellschaft veranlasst worden war. Mit der Benennung Conwentzia wollte er den Direktor des Westpreußischen Provinzialmuseums in Danzig Dr. Hugo Conwentz ehren.
Weitere Informationen über G. Enderlein sind in der Datenbank "Biografien der Entomologen der Welt" des vifabio-Projektpartners Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut zu finden.
Anfänge des staatlichen Naturschutzes
Die Einrichtung der „Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege“ 1906 im damals preußischen Danzig gilt als der Startpunkt des staatlichen Naturschutzes in Deutschland. Maßgeblichen Anteil daran hatte Hugo Conwentz, der bereits 1903 bei der „1. Zusammenkunft der freien Vereinigung der systematischen Botaniker und Pflanzengeographen zu Berlin“ über „die Notwendigkeit der Schaffung einer Centralstelle zum Schutze der Naturdenkmäler“ sprach.
- Bericht über die 1. Zusammenkunft der freien Vereinigung der systematischen Botaniker und Pflanzengeographen zu Berlin. Vom 16. - 19. September 1903 (Ausführungen von Conwentz auf Seite 9)
Bei einer späteren Konferenz der Vereinigung im Jahr 1907 stellte der Botaniker Paul Kumm das bis dahin Erreichte in einem Aufsatz vor:
Lit.: http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/hintergrund_100_jahre.pdf